
Nachdem die Corvidæ-Blogtour gestern bei Alexandra gestartet ist, geht es heute schon bei mir weiter. Ich hatte Besuch von meinen beiden Lieblingsfiguren und durfte sie ein wenig ausfragen! Natürlich war ich aufgeregt, aber immerhin auch gut vorbereitet. Da waren Fragen.
Aber lest selbst…
Cat, erzähl uns doch etwas über Rokan.
Cat: Rokan ist mutig und treu – der beste Freund, den man sich nur wünschen kann. Wenn er doch nur endlich einsehen würde, dass diese Tier-Präparate…
Rokan: Cat, bitte, wir waren uns doch einig, dass das heute kein Thema sein sollte.
Cat: Ja, entschuldige. Aber ich kann diese kalt-schimmernden Augen einfach nicht ertragen. Also, Rokan. Er hat mich auf meinem Weg begleitet, obwohl wir uns kaum kannten und er hat sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt. Er hat Sinn für Humor und wenn er auf seiner Flöte spielt, ist das reinste Poesie. Wenn auf jemanden die Bezeichnung „guter Mensch“ zutrifft, dann auf ihn.
Rokan: Wobei Mensch natürlich nur eine Seite der Medaille einbezieht.
Cat (lacht): Natürlich. Und die andere ist nicht weniger großartig.
Rokan, und wie würdest du Cat beschreiben?
Rokan: Als erstes sind mir ihre Augen aufgefallen. Ihr habt doch dieses Sprichwort, von Seelenfenstern, nicht wahr? Cats Augen sind solche Fenster. Man kann in ihnen lesen, was sie zu verbergen sucht.
Cat: Oha! Ich bin nicht sicher, ob ich mehr darüber hören möchte.
Rokan (lacht): Keine Angst, es ist dein Mut und deine Güte, auf die ich hinaus wollte, und die Liebe, die du in dir trägst.
Habt ihr eine Lieblingsszene in Corvidæ?
Rokan (errötet): Hm. Nein, eigentlich nicht, ich wüsste nicht, für welche ich mich entscheiden sollte.
Cat: Also, ich habe mehrere, aber ich glaube, es ist die Szene, als ich Agnès zum ersten Mal gesehen habe. Die Szene ist nicht spektakulär und auch nicht wichtig, aber dieses Bild hat sich so fest auf meine Netzhaut gebrannt, als wäre es ein Foto.
Cat, Großmutter Rose hatte ja eine Vorliebe für Johnny Cash. Was für Musik magst du?
Cat: Ich mag jegliche Art von Musik, je nachdem, in welcher Stimmung ich gerade bin. Aber besonders mag ich, wenn Rokan musiziert. Er spielt nicht einfach nur Melodien, er transportiert Gefühle.
Rokan, du spielst ja selbst ein Instrument. Welche Bedeutung hat Musik für dich?
Rokan: Jede Bedeutung, die möglich ist. Musik kann den Geist befreien, trösten, mich an andere Orte bringen oder auch Personen zu mir bringen, die ich vermisse. Und sie hat heilende Kräfte. Töne sind wie diese Tabletten, die ihr einnehmt, wenn ihr krank seid. Nur wirkungsvoller.
Was hat euch geprägt?
Cat: Ich denke, das ist die Beziehung zu meiner Schwester. Als Zwillinge standen wir uns sehr nahe, bis Großmutter Rose starb. Aber auch danach haben die Kindheitserfahrungen sich auf mein weiteres Leben ausgewirkt. Auch wenn Lizzie nicht mehr bei mir war, war sie doch nie ganz weg.
Rokan: Unser Volk lebt im Einklang mit der Natur, wir hören auf das Flüstern der Bäume und das Rauschen der Bäche. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einer Stadt zu leben. Ich muss etwa drei Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal bewusst eine Katze wahrnahm. Ich warf mit Kieseln nach ihr, die ich zuvor aus dem Bach gesammelt hatte. Zuerst lief sie weg, doch dann drehte sie um, sprang auf meine Brust und bohrte ihre Krallen in mein Fleisch. Ich war starr vor Angst und sie hätte mich mühelos töten können, aber sie ließ von mir ab und stolzierte davon. Ich habe niemals ihre Augen vergessen. Und die Narben erinnern mich noch heute daran, dass man jedem Lebewesen mit Respekt begegnen muss.
Glaubt ihr an ein vorbestimmtes Schicksal?
Cat: Nein.
Rokan: Nein.
Cat (lacht): Da wären wir uns ja einig. Ich möchte das aber noch ein wenig ausführen. Unser ganzes Leben besteht aus unendlich vielen Möglichkeiten und es liegt an jedem selbst, zu bestimmen, welchen Weg er einschlägt und was er aus diesen Möglichkeiten macht.
Rokan: So ist es. Unser Volk glaubte lange Zeit daran, dass alles vorher bestimmt ist und dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann, aber der Weg, den ich mit dir, Cat, gegangen bin, hat mir gezeigt, dass es nicht so ist. Ich hätte mich in mein Schicksal fügen können, aber ich habe mich dagegen entschieden und letztendlich war das die richtige Entscheidung. Wir haben immer eine Wahl und können unser Schicksal selbst beeinflussen. Umso schöner, wenn man Freunde an seiner Seite hat.
Cat: Ich bin froh, dass ich nicht alleine gehen musste. Danke!
Cat, gibt es magische Augenblicke in deinem Leben?
Cat: Jeder Augenblick ist magisch. Jeder Sonnenaufgang, jede Blume, die nach der Schneeschmelze wieder blüht, wenn man sich in einem Musikstück verliert oder in einem Buch wieder findet, das sind Momente in denen mir bewusst wird, dass das Leben voller Magie ist, man muss nur die Augen offen halten und daran glauben, dann kann man die Magie sehen, die uns überall umgibt.
Rokan, woran denkst du, wenn du in den Himmel siehst?
Rokan: An Darko. Ich weiß, dass er nun an krâs Seite sitzt, aber er fehlt mir immer noch.
Mögt ihr Geschichten?
Cat: Seit meiner Kindheit! Es gab nichts Schöneres für mich, als Großmutter zuzuhören, wenn sie erzählte, und dabei heißen Kakao zu trinken. Das war ein warmes, vertrautes Gefühl, voller Liebe und Geborgenheit.
Rokan: Mein Volk gibt die Geschichten seiner Herkunft von jeher mündlich weiter. Wir schreiben sie nicht auf. Es gehört zu unseren Verpflichtungen, die Geschichten zu lernen und weiter zu geben. Schon immer liebte ich die Zeit des Erzählens, wenn das ganze Dorf sich um das Feuer versammelte.
Cat, wie ist es, selbst Teil einer Geschichte zu sein?
Cat: Sind wir das nicht alle? Jeder ist doch Teil einer Geschichte. Seiner eigenen und auch der von anderen, wenn sich die Geschichten überschneiden oder berühren, oder wenn man etwas sagt oder tut, das Auswirkungen auf die Geschichte anderer hat.
Rokan, sind Geschichten nur Geschichten oder möglicherweise auch mehr?
Was für eine Frage! Du hast das Buch doch gelesen, oder etwa nicht? Jede Geschichte – auch wenn sie nur fiktiv sein mag – hat ihren Ursprung in irgendjemandem, der sie nieder schreibt, deshalb findet man auch immer Wahrheit darin. Die Wahrheit der Autoren, die Wahrheit der Figuren und nicht zuletzt auch die Wahrheit der Leser. Eine Geschichte ist niemals nur eine Geschichte, sie besteht aus Gefühlen und Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten, aus Gedanken, Handlungen und aus einer Ansammlung von Wahrheiten, die sich zu einer oder mehreren neuen Wahrheiten zusammen fügen. Mehr könnte das „wirkliche“ Leben auch nicht leisten.
Die Geschichte von Corvidæ wurde erzählt. Was macht ihr nun?
Cat: Leben. Das Leben mit allen Sinnen erfahren und genießen.
Rokan: Ich werde das Dorf meiner Väter wieder aufbauen. Außerdem muss ich unbedingt gegen Vorak im Wurfzabel gewinnen, er wird langsam größenwahnsinnig, wenn ihn niemand in seine Schranken weist.
Cat: Ach, ich vermisse den frechen Zwerg!
Vorak (aus dem off): Dümmste aller Dummen, ich habe dir wohl schon tausendmal gesagt, dass ich kein Zwerg bin!

Für mich ist dieses Interview etwas Besonderes, auch weil es mich berührt und in eine nachdenkliche Stimmung versetzt. Eine wunderbare Möglichkeit, Cat und Rokan (besser) kennenzulernen. Und ich hoffe natürlich, dass sie euch neugierig auf mehr gemacht haben! Corvidæ ist eine tiefe Geschichte mit leisen Zwischentönen und poetischen Stellen, die den Leser fordert. Eine intensive Lektüre mit detailliert ausgearbeiteten Charakteren. Einfach ein wundervolles Buch voller Humor und Wärme, dem ich noch viel mehr Leser wünsche. Meine Rezension kann hier nachgelesen werden, allerdings bezog sich diese noch auf die ältere Version.
Die weiteren Stationen der Blogtour sind:
Ich wünsche uns noch eine schöne Blogtour! 
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...
Neueste Kommentare